Das Studium ist eine langwierige und teure Angelegenheit. Glücklicherweise gibt es hierzulande keine teuren Studiengebühren wie beispielsweise in den Vereinigten Staaten. Dazu kommen dann noch die Förderungen, die vom Bundestaat für Studenten angeboten werden. Seit 1971 schon werden durch das Bundesausbildungsförderungsgesetz Schüler und Studenten finanziell vom Staat unterstützt, um ein unabhängiges Studium zu erleichtern.
 

BAföG heute

Erst kürzlich wurde der mögliche Höchstsatz und die Freibeträge mit der Gesetzesänderung am 16. Mai 2019 erhöht. Diese Änderungen treten ab dem kommenden Wintersemester in Kraft und werden automatisch im nächsten Jahr (Wintersemester 2020/21) wieder schrittweise erhöht.
Die finanzielle Förderung für die Ausbildung junger Menschen durch den Staat wird also immer umfassender und wichtiger. Damit es mit der Kalkulation zum Monatsende auch klappt, sollte man etwas Zeit und Sorgfalt investieren – mit einer cleveren Kontrolle und Anpassung der Ausgaben kann man so den Stereotyp „armer Student“ überwinden.
 

Budgeting – Was ist es, wie funktioniert es?

Budgeting bedeutet im engen Sinne nichts anderes als Finanz- oder Haushaltsplanung. Es wird von Unternehmen eingesetzt, um die Finanzen zu kontrollieren und eine Grundlage für geschäftliche Entscheidungen zu haben – im Fall von Privatpersonen wären das dann Kaufentscheidungen.
Die Grundlagen sind eigentlich ganz einfach. Die eigenen finanziellen Handlungen werden festgehalten, dokumentiert und verglichen. Dann erfolgt nach einer Abschätzung eine Vorausplanung, so dass nach Möglichkeit am Ende eines Monats mehr Geld auf der Einnahmenseite steht, als ausgegeben wird.
 

Einnahmen vs. Ausgaben

Im wirtschaftlichen Umfeld kann natürlich ein Ziel der Budgetierung sein, die Notwendigkeit für mehr Einnahmen festzustellen. Als Schüler oder Student ist man an dieser Stelle leider sehr unflexibel – in den meisten Fällen ist es kaum möglich, weitere Einnahmequellen zu finden.
Der hauptsächliche Fokus bei einer Budgetaufstellung liegt dann natürlich auf der Ausgabenseite. Sämtliche Ausgaben müssen zur Aufstellung eines Finanzplans festgehalten werden:

  • Fixkosten wie Miete, Nebenkosten, Semesterbeiträge, Transport
  • Variable Fixkosten wie Verträge, Abonnements, Rundfunkbeiträge
  • Notwendige Ausgaben: Lebensmittel, Haushaltsprodukte
  • Sonstige Ausgaben: Freizeit, Luxusprodukte

All diese Punkte sollten in einem Haushaltsbuch dokumentiert werden. Wenn alle Ausgaben schriftlich festgehalten werden, fallen die nächsten Schritte wesentlich leichter.
 

Sparpotentiale erkennen

Sobald eine ausführliche Auflistung aller Kosten einer Woche oder eines Monats aufgestellt wurde, ist der Überblick über sämtliche Ausgaben verschiedenster Art wesentlich einfacherer. Häufig offenbaren sich an dieser Stelle erst versteckte Kosten in einer Höhe, mit denen man zuvor gar nicht gerechnet hätte.
Diese Punkte sollten die erste Baustelle sein, um regelmäßig größere Beträge einsparen zu können. Häufig sind es einzelne, kleine Ausgaben die sich auf Dauer summieren. Doch auch an anderer Stelle lassen sich Sparpotentiale finden, die in der Zukunft helfen können, mit den BAföG-Beträgen besser umzugehen.
Besonders Studenten, die in ihrer eigenen Wohnung oder WG leben und somit mehrere Fixkosten-Positionen haben, müssen hier etwas Zeit investieren. Es hilft, die verschiedenen Kostenpunkte aufzulisten und zu vergleichen: Welche Ausgaben sind vergleichsweise hoch, obwohl sie nicht essentiell sind? Welche Kosten können vollständig vermieden werden und welche durch günstigere Alternativen ersetzt werden? Häufig kann schon der Überblick die Augen öffnen und ganz problemlos Sparpotentiale aufzeigen, aber nicht immer das das der Fall – dann wird eventuell auch etwas Umstellung oder Verzicht nötig.
 

Mit etwas Genügsamkeit zum Sparfuchs

Wichtig ist, alle Punkte genau abzuwägen. Man tendiert dazu, viel Geld für Komfort auszugeben, obwohl man sich möglicherweise auch mit günstigeren Alternativen arrangieren könnte. Beispielsweise beim Internetanschluss oder dem Handy-Tarif. Insbesondere Studenten, die viel Zeit zuhause und in der Universität verbringen, benötigen vielleicht nicht den größten Handytarif mit 20 Gigabyte LTE-Internet – denn meistens ist man ohnehin von WLAN umgeben.
Dann lohnt es sich, das eigene mobile Surfverhalten zu prüfen und die tatsächlichen individuellen Anforderungen an den Tarif abzuwägen. Möglicherweise tut es ein kleinerer Vertrag, auch wenn dann etwas Anpassung nötig ist – auf das YouTube-Video im Bus muss man dann vielleicht verzichten. Wer das Viel-Surfen als unumgänglich ansieht kann umgekehrt vielleicht einen umfassenden Smartphone-Tarif buchen, aber dafür auf den Festnetz-Anschluss zuhause verzichten.
Dabei hilft es, mit frischem Mindset an die Sache heranzugehen und auch etwas über den Tellerrand zu blicken. Denn auch bei absolut notwendigen Positionen lassen sich häufig größere Mengen einsparen – allen voran Lebensmittel und Ernährung.
Wenn entschieden ist, welche Möglichkeiten zur Verringerung der monatlichen Ausgaben ergriffen werden, folgt der Finanzplan. Die jeweiligen zu erwartenden Kostenpunkte werden aufgestellt und zusammengerechnet und schließlich den Einkünften gegenübergestellt. Das macht es wesentlich einfacher, zu sehen, wie viel Geld der monatlichen BAföG-Auszahlung fest abgebucht wird und wie groß das restliche, frei verfügbare Budget jeden Monat ist.
Durch die Investition von etwas Zeit und einigen kleinen Umstellungen kann so der verfügbare Betrag deutlich besser angelegt und im Idealfall Geld zum Sparen oder für wichtige Anschaffungen zurückgelegt werden. Der größte Vorteil ist jedoch, dass der Überblick viel leichter fällt und zu hohe Ausgaben vermieden werden können, bevor das Budget tatsächlich gesprengt wird.
 

Wie genau setze ich die Budgetierung um?

Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Natürlich kannst du einfach mit Zettel und Stift arbeiten und alle Ausgaben notieren. Die elegantere Lösung ist natürlich eine digitale Kalkulation mit Tabellen oder per Smartphone-Apps. Dann muss man die jeweiligen Beträge nur noch eingeben und die Budgetrechnung übernimmt dann das Programm. Oft geben diese auch automatisch aus, wie viel monatliches Budget noch verfügbar ist oder an welchem Tag es überschritten wurde.
Der Vorteil daran: Mit Apps oder Google Sheets beispielsweise kann die Tabelle auch von unterwegs auf die Schnelle ausgefüllt werden, so dass man nach und nach jede kleine Ausgabe dokumentieren kann. Je detaillierter die Kostenseite dokumentiert ist, desto besser lassen sich Problemstellen erkennen – dies wird durch solche unkomplizierten Helfer deutlich erleichtert.
 

Die Voraussetzungen: BAföG in Deutschland

Bei Bezug der Ausbildungsförderung gilt weiterhin die Grundlage, dass genau die Hälfte des insgesamt erhaltenen BAföGs eine Förderung des Staates ist und die andere Hälfte zinsfrei zurückgezahlt werden muss.
Die aktuelle Situation für Studenten, die auf BAföG angewiesen sind, ist recht gut. Seit der Erhöhung durch die kürzliche Reform können Studenten unter 30 Jahren ab dem ersten August mit bis zu 853 Euro pro Monat rechnen. Wer noch bei den Eltern wohnt und von der Familie versichert ist kann immerhin noch bis zu 474 Euro erhalten.
Auch wurden die Freibeträge für eigenes Vermögen und Einkünfte der Eltern erhöht, was bedeutet, dass mehr Schüler und Studenten für die Förderung qualifiziert sein werden. Es ist also leichter, die Unterstützung zu erhalten und die Beträge wurden erhöht. Im Jahr 2017 erhielten Geförderte laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes durchschnittlich 487 Euro pro Monat.
Dieser Wert dürfte ab dem kommenden Wintersemester etwas höher ausfallen – aber bei steigenden Lebenshaltungskosten lohnt es sich dennoch, das eigene Budget gut zu kalkulieren. Wer mit dem eigenen BAföG-Satz nicht klarkommt, kann problemlos mit einem Nebenjob etwas Geld dazu verdienen – 450 Euro pro Monat sind erlaubt, ohne einen Effekt auf deinen Förderungsbetrag zu haben.
 

Beispielrechnung

Mit einer einfachen Beispielrechnung lässt sich sowohl zeigen, wie schnell selbst der BAföG-Höchstsatz aufgebraucht werden kann und wie eine simple Budgetrechnung aussehen kann. Trotz eher konservativer Kosten bleiben am Ende des Monats hier nur noch 73 Euro zum Sparen oder zur freien Verfügung übrig:
 

BAföG Einkommen        

Ausgaben

Kosten 

Restbetrag

853 Euro 

Fix: WG-Miete

280 Euro      

573 Euro

 

Fix: Nebenkosten

55 Euro

518 Euro

 

Fix: Semesterbeitrag auf Monat umgelegt       

50 Euro

468 Euro

 

Lebensmittel

180 Euro

288 Euro

 

Notwendige Haushaltswaren

35 Euro

253 Euro

 

Telefonie und Internet

25 Euro

228 Euro

 

Versicherungen, Krankenkasse

120 Euro

108 Euro

 

Sport und Freizeit

35 Euro

73 Euro


Die tatsächlichen Zahlen sind lediglich Schätzungen – da die jeweiligen Ausgaben höchst individuell sind ist es wichtig, die eigenen Ausgaben zumindest für eine Woche, besser für einen ganzen Monat, zu dokumentieren, damit eine solche Aufstellung wirklichkeitsgetreu wird.
Wie man sieht: Jeder Euro zählt dabei. In vielen Universitätsstädten fallen beispielsweise Miete noch deutlich höher aus als in unserem Beispiel und beim Transport haben wir vollständig auf Laufen, Fahrrad und Semesterticket gesetzt.
Als Fazit empfehlen wir jedem, zumindest einmal eine Aufstellung der Ausgaben zu machen. Man lernt dabei viel über das eigene Konsumverhalten und kann so wesentlich leichter sicherstellen, dass das verfügbare Geld richtig angewendet wird und ausreicht.

 

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